»Man kann auch ganz burleske Fälle konstruieren. Eine Katze
wird in eine Stahlkammer gesperrt, zusammen mit folgender
Höllenmaschine (die man gegen den direkten Zugriff der Katze
sichern muß): in einem Geigerschen Zählrohr befindet sich eine
winzige Menge radioaktiver Substanz, so wenig, daß im Laufe
einer Stunde vielleicht eines von den Atomen zerfällt, ebenso
wahrscheinlich aber auch keines; geschieht es, so spricht das
Zählrohr an und betätigt über ein Relais ein Hämmerchen, das
ein Kölbchen mit Blausäure zertrümmert. Hat man dieses ganze
System eine Stunde lang sich selbst überlassen, so wird man sich
sagen, daß die Katze noch lebt, wenn inzwischen kein Atom zer-
fallen ist. Der erste Atomzerfall würde sie vergiftet haben. Die
Psi-Funktion des ganzen Systems würde das so zum Ausdruck
bringen, daß in ihr die lebende und die tote Katze (s.v.v.) zu glei-
chen Teilen gemischt oder verschmiert sind. Das Typische an
solchen Fällen ist, daß eine ursprünglich auf den Atombereich
beschränkte Unbestimmtheit sich in grobsinnliche Unbestimmt-
heit umsetzt, die sich dann durch direkte Beobachtung entschei-
den läßt. Das hindert uns, in so naiver Weise ein ›verwaschenes
Modell‹ als Abbild der Wirklichkeit gelten zu lassen ...«
Todestag Erwin Schrödinger 1961
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen